PORTUGAL UND EINE BREITSEITE ATLANTIK!

Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten (Katharina von Siena)

Unterwegs mit der Yámana zwischen Galicien und Portugal; ein wettermäßiges Kontrastprogramm; grüne Rias, Portwein und jede Menge schöne Städte; ein schrecklicher Seeunfall mit vier Toten und eine Lehre, die wir für unser Seglerleben gezogen haben: “Ungeduld kann kluge Menschen dazu bringen, unüberlegte Dinge zu tun” ( Jannette Oke)

Portugal und eine Breitseite Atlantik

Nach unserer erneuten Ankunft im schon so vertrauten Muros gilt es erst einmal, unsere Yámana technisch auf Vordermann zu bringen. Wichtigster Punkt dabei ist die Stromversorgung zu erneuern, denn das begehrte Gut kommt ja bekanntlich nicht einfach aus der Streckdose. So schleppen wir die mitgebrachten 120 kg Batterien aufs Schiff und installieren die neue Batteriebank vorsichtig und exakt. Das ist auch wichtig und notwendig, denn eine der alten AGM’s droht schon heiß zu werden. Danach zeigt sich unser Messinstrument wieder von der besten Seite und signalisiert mit 100% Ladungsspannung den Erfolg der Aktion. Dazu nebenbei noch unsere Erkenntnis: niemals die Yacht bei längerem Verlassen am Landstrom lassen – das kann mitunter böse enden. Nach ein paar Tagen sind wir dann soweit startklar und haben auch große Lust, jetzt endlich weiterzufahren – neuen, unbekannten Horizonten entgegen. So lassen wir die kleine Seglergemeinde mit Pedro dem Hafenmeister ein wenig wehmütig zurück und machen uns auf den Weg, weiter in die galicischen Rias hinein.

Normalerweise gibt es ja nicht nur schwarz und weiß, sondern immer auch etwas dazwischen – etwa grau. Doch bei unserer diesmaligen etwa zweieinhalbmonatigen Zeit bleibt es genau bei schwarz/weiß. Die ersten fünf Wochen haben wir absolut geniales Wetter, warm, trocken und angenehm bei ruhiger See – die zweite Hälfte ist dann fast durchweg kühl, sehr regnerisch, feucht und stürmisch. So reicht uns der erste Wetterteil, um in Galicien die Rias Arousa, Pontevedra und die Ria de Vigo zu erkunden – südlichster Hafen in Spanien ist für uns dann die Marina in Baiona. Die Stadt gefällt uns ausgesprochen gut und wir können unsere Erkundungsgänge bei bestem Wetter machen. Résumé aus diesem Teil Spaniens: es ist schon so mancher dort hängen geblieben, hat sich nieder gelassen oder dort einen neuen Heimathafen gefunden. Absolut verständlich bei dieser schönen Landschaft, den vergleichsweise günstigen Preisen, den sehr angenehmen Menschen und einem tollen Segelrevier.

Portugal – neues Land, neues Glück

Eigentlich geht’s immer nur runter – also in Richtung Süden der Küste entlang. Dazwischen geht’s immer wieder mal rein – also meist in Flussmündungen, in denen weiter hinten eine Marina versteckt ist. Liest sich so einfach, ist es aber nicht. Denn ab jetzt gibt’s den Atlantikschwell, der von ganz weit draußen herkommt und mehr oder weniger heftig anrollt. Besser weniger heftig, denn sonst wird’s an den Flusseinfahrten kritisch. Fluss gegen Welle – das verträgt sich nicht, baut gefährliches Wasserchaos auf und führt im nördlichen Teil Portugals des Öfteren zu Hafensperrungen – aus Sicherheitsgründen. Und: schutzbietende Häfen gibt es auch nicht wie Sand am Meer, deshalb sind manchmal auch längere Schläge zu absolvieren. Also, neues Land, neue Situation und: ach ja, die Orcas sind ja auch noch zu berücksichtigen! Wegen denen soll man möglichst nah an der Küste fahren (20 Meter Linie) um das Angriffsrisiko zu reduzieren – geht aber nur bei sehr ruhiger See…und so entpuppt sich das neue Land recht schnell als “not so easy”.

Wir machen einen ersten Stopp in Viana do Castelo einer tollen Stadt mit einem noch tolleren Liegeplatz fast unmittelbar am Zentrum. Als nächstes steht Porto auf dem Programm – wir stoppen einen Hafen vorher in der Marina Atlantica Leixões und erkunden die absolut sehenswerte Altstadt mit U-Bahn und per pedes. Was jetzt folgt ist wiederum ein sehr langer Schlag bis nach Figueira da Foz, wo wir die Marina gerade noch bei Tageslicht erreichen. Und: jetzt ereilt uns der drastische Wetterwechel! Von heute auf Morgen ist es vorbei mit Sommer und jemand dreht die Uhr auf Sturm und Regen. Die Hafeneinfahrt wird gefühlt wochenlang geperrt und ist nur noch für große Frachtschiffe befahrbar. So manche Segelyacht kommt nicht wie geplant weiter. Wir arrangieren uns mit der Situation und richten uns darauf ein. Einmal besuchen wir einen ausgewanderten Bekannten, dann bestaunen wir die donnernden Wellen in Nazaré, wir erkunden ein paar Tage die Hauptstadt Lissabon oder besuchen die älteste Universitätsstadt des Landes Coimbra. Gut, dass wir unser Auto aus Muros nachgeholt haben und dadurch flexibler sind. Da die Marina an sich recht geschützt liegt und auch preislich akzeptabel ist (im Vergleich zu weiter südlichen Gefilden) entscheiden wir uns zudem, unsere Yámana über den Winter hier zu lassen. Die regenfreien Phasen nutzen wir für lange Spaziergänge am wilden Strand, so dass auch Flint auf seine Kosten kommt.

Tragisch endet die Ungeduld zweier dänischen Segler, die das stürmische Wetter ebenso ausbremst. Sie lagen an unserem Nachbarsteg und erwarteten Besuch ihrer Frauen. Trotz vielfältiger Warnungen wollten sie die kommenden Etappen erzwingen und verunglückten mitsamt ihrem Besuch tödlich. Die meterhohen Wellen zerschlagen das Boot in Strandnähe und hinterlassen vier Tote. Alle Stegnachbarn sind fassungslos und jeder versucht, seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.

Geduld ist das Schwerste und das Einzige was lernen sich lohnt (Hermann Hesse)