Vom Ende und vom Anfang!
Mittlerweile ist es schon Dezember, und langsam neigt sich dieses Jahr 2021 seinem Ende entgegen. Wir haben in den letzten Monaten nicht viel von uns hören lassen, einfach aus dem Grund, weil wir nicht die Muse hatten, einen vernünftigen und ruhigen Gedanken zu Papier zu bringen. Zu viel war im Umbruch und in Veränderung und wir werden noch fast den ganzen Monat brauchen, bis dann ein Schlussstrich unter den bisherigen, langen Lebensabschnitt gezogen ist. Dieses Ende hat uns ein Wechselbad der Gefühle beschert und immer wieder mit Aufs und Abs durch die Monate katapultiert.
Ende ist zugleich Anfang – dieses Wissen hatten schon die alten Dichter und Denker und dieses Wissen hat uns immer wieder in schwierigen Momenten getröstet, aufgebaut und auch in Freude und Hoffnung getaucht. Wie wahrscheinlich viele, so dachten auch wir irgendwann an das Ende der Arbeitszeit, an den Beginn einer neuen Freiheit, an ein selbst bestimmten Leben – obwohl wir unser Reisegeschäft immer sehr gerne und mit großem Engagement gemacht haben. Nur hat uns den momentanen Ausstieg die leidliche Geschichte von Corona verordnet und zu einem unvorhersehbaren, unwillentlichen Schlusspunkt verholfen. Eigentlich wollten wir erst im März nächsten Jahres mit einem fulminant gelungenen Endspurt und vielen zufriedenen Kunden einem 30-jährigen abenteuerlichen und geschäftlich erfolgreichen Leben das Krönchen aufsetzen. Durch Corona ist es seit Frühjahr 2020 jedoch zu einer Vollbremsung gekommen, wir sind sozusagen mitten auf der Zielgeraden in eine unsichtbare Fangleine gerannt und aus einem Höhenflug ganz hart auf den Boden aufgeschlagen.
Das Leben einmal komplett umdrehen:
Da sich diese Tatsache nicht ändern lies, blieb uns nur der Weg nach vorne. Doch was tut man, wenn man ein viel zu großes Haus hat, wenn das Büro und Lager kein Leben mehr erfüllt, wenn der Garten mit seinen vielen Pflanzen zur Belastung wird? Was tut man, wenn man sein aufregendes und nicht alltägliches Leben nicht mehr führen kann?
Wir entschlossen uns, diesen Umstand erst einmal zu akzeptieren und alles in die Wege zu leiten, um eine neue Perspektive zu bekommen. Daraus resultierend ergab sich die Erkenntnis, dass es am besten wäre, alles zurück zu lassen, alles zu verkaufen und an einem schönen Platz neu anzufangen. Der sollte kleiner, überschaubarer, pflegeleichter, auf die neue Lebenssituation zugeschnitten sein und wurde ein Kleinod in einem Dorf, ein Platz, an dem man festmachen kann, wenn man aus stürmischer See ankommt. Und so hat sich unser neues Zuhause seit April von Woche zu Woche weiter entwickelt, hat sich entpuppt und ist mittlerweile zu dem geworden, was wir uns so ungefähr vorgestellt hatten.
“Man muss bereit sein, sich von dem Leben zu lösen das man geplant hat, damit man das Leben findet, das auf einen wartet”
Alles ist endlich:
Das Leben hält für jeden Einzelnen von uns seine eigenen Überraschungen bereit. Meist kommen sie unerwartet und oft ist es so, dass wir die Richtigkeit dieser Änderungen erst später im Rückblick erkennen und für gut befinden. Nicht zu vergessen, dass diese Wegweiser zumeist mit einer ungeheuren Präzision genau im richtigen Moment urplötzlich auftauchen. Wenn man mitten drin steckt, erkennt man manchmal nicht das Licht am Ende des Horizonts und auch nicht den tieferen Sinn.
Als nicht so einfach hat sich für uns das zähe Loslassen aus dem Arbeitsleben entpuppt, auch zu akzeptieren, dass ein Lebenswerk zusammenbricht, in das man so viel Energie gesteckt hat. Da kommen einem Gedanken der ganz natürlichen Kreisläufe in den Kopf – Gedanken über die Aussaat einer Idee, über das Wachsen, von der Hoch-Zeit und der Zeit des Welkens und Sterbens. Wir durchlebten seit Beginn der Coronakrise gefühlsmäßig fast alles: ein langsames Sterben des Alten und ein zartes Aufblühen von etwas Neuem – umrahmt von der Erkenntnis, dass alles endlich ist – auch die eigene Person. Und letztendlich auch die Erkenntnis, dass alles gut ist so wie es ist.
Irgendwo festmachen können:
Aus den vielen Jahrzehnten des Unterwegs seins wissen wir, wie wichtig es ist einen Ruhepol zu haben; wie wichtig es ist, sich an einem Fixpunkt andocken zu können, an dem man nicht ständig improvisieren muss – wie draußen in der Welt. An den man heimkommen kann und alles noch so ist wie zuletzt, als man ihn verlassen hat. Wir haben nun diesen Hafen gebaut – freuen uns sehr darüber und sind auch ein bisschen stolz – aber er kann und wird natürlich nicht die Verlockung des Abenteuers dauerhaft ersetzen können.
Und das Segeln?
Unsere Yámana haben wir dieses Jahr nebenbei weiter vorbereitet und auch so weit fertig bekommen, dass die Arbeitsliste fürs nächste Jahr relativ überschaubar ist. Bedanken möchten wir uns in diesem Zusammenhang bei der Segelwerkstatt Stade, die uns eine neue Langfahrtgenua genäht als auch bei UK Sails in Makkum, die uns eine neue Sprayhood mit Küchenbude und Sonnensegel gefertigt hat.
Wir haben große Lust, uns in wärmere Regionen zu verlegen – aber das ist eine neue Geschichte…
Wir wünschen allen Lesern, Freunden und Bekannten ein trotz der widrigen Umstände großartiges Jahresende und freuen uns, euch im kommenden Jahr wieder berichten zu dürfen.
Und plötzlich weißt du:
Es ist Zeit, etwas Neues
zu beginnen, und dem Zauber
des Anfangs zu vertrauen. (Meister Eckhart)